Ein Prozess in 4 Phasen: Skizze, Entwurf, Final Art und Layout
Das Beispielbild, anhand dessen ich die Phasen erkläre, stammt aus dem Buch "Mit Karla und Jakob durch unser Vreden".
In jedem Illustrationsprojekt gibt es viele Stellschrauben, die von Anfang an bedacht werden müssen. Unabhängig davon, was letztendlich auf dem Bild dargestellt werden soll, müssen grundlegende Fragen geklärt werden: Wie groß wird das Format des Buchs sein? Benötigen die Illustrationen vollflächige Darstellungen oder sollen sie als Vignetten erscheinen? Welcher Text wird auf den jeweiligen Seiten platziert? Soll das Bild den Inhalt des Textes wiedergeben oder ihn ergänzen? Diese und viele weitere Fragen spielen eine entscheidende Rolle im Planungsprozess. Wenn weitestgehend alle Fragen geklärt werden konnten, kann der kreative Prozess beginnen. Nach jeder der folgenden Phasen kontaktiere ich meine Auftraggeber*innen, um abzustimmen, ob die Ergebnisse in ihrem Sinne sind.
Im vorliegenden Beispiel war die Aufgabe, doppelseitige, vollflächige Bilder mit einem Textanteil von 1-2 Sätzen zu gestalten, sowie das Layout zu entwerfen. Über diese Möglichkeit der umfassenden Gestaltung habe ich mich außerordentlich gefreut, da ich dadurch den gesamten Prozess eigenständig steuern konnte.
Phase 1: Scribbles bzw. Skizzen
Jede Phase hat seinen eigenen Zauber, aber am liebsten mag ich die erste, weil diese noch so schön frei und experimentell ist.
In dieser Phase entstehen zunächst sehr grobe Skizzen im Bildverhältnis des Endformats, um an der Bildaufteilung zu arbeiten. Aus diesen Skizzen entsteht im Anschluss meist ein Storyboard. Es ist nicht wichtig, in dieser Phase schöne Skizzen zu machen. Sie dienen allein dem Experimentieren, und gegebenenfalls kann der Kunde oder die Kundin einigermaßen erkennen, was abgebildet wird. Außerdem ist es ratsam in dieser Phase schon einmal Platz für die Texte einzuplanen.
Phase 2: Entwürfe
Aus der Grundlage der Skizzen entstehen nun die Entwürfe, die detailliert alles darstellen, was später abgebildet werden soll. Spätestens in dieser Phase sollte der Kunde oder die Kundin alles erkennen können und gegebenenfalls Korrekturen vorschlagen können, bevor es in die nächste Phase, der Koloration geht. Im Idealfall werden alle Bilder der einzelnen Phasen zu diesem Punkt fertig gestellt. Das ist in der Praxis nicht immer machbar, aber so läuft man weniger Gefahr, dass die einzelnen Bilder zeitlich zu weit voneinander entstehen und dadurch zu verschieden aussehen.
Phase 3: Final Art
In der dritten Phase erfolgt die Kolorierung des Entwurfs. Die Vielzahl an Möglichkeiten, Farbe einzubringen, kann mitunter überwältigend sein. Bevor ich zum Zeichnen mit dem Tablet übergegangen bin, habe ich mich mit Aquarellfarben und Kreidestiften ausgedrückt. Meine bevorzugten Pinsel in Procreate simulieren genau diese traditionellen Techniken. In dieser Phase ist es wichtig zu berücksichtigen, wo und in welcher Farbe der Text abgebildet wird. Ideal ist es, eine helle oder dunkle Fläche im Hintergrund des Textes zu verwenden, ohne dass dort etwas abgebildet ist. So bleibt der Text gut lesbar und hebt sich deutlich vom Hintergrund ab.
Phase 4: Layout
Die pinken Linien im Bild zeigen zum einen die Falz, in deren Bereich sich möglichst keine Gesichter oder Charaktere befinden sollten. Zum anderen markiert der pinke Rahmen den Beschnittbereich. In der Druckerei wird das Medium am Ende des Prozesses beschnitten, um sicherzustellen, dass die Buchseiten im Endformat gleich lang sind. Daher ist es ratsam, bereits bei der Erstellung des Layouts und idealerweise auch bei einer vollflächigen Illustration mindestens 3 mm Beschnitt einzukalkulieren. In diesem Bereich sollten sich ebenfalls keine relevanten Bild- oder Textinhalte befinden.
Für den Druck ist außerdem wichtig, dass die Illustrationen im CMYK Farbraum angelegt sind, ansonsten können deutliche Farbabweichungen entstehen. CMYK steht für Cyan, Magenta, Yellow und Key (Schwarz) und repräsentiert die vier Farben, die beim Druckprozess verwendet werden, indem sie in verschiedenen Kombinationen übereinander gedruckt werden, um eine breite Palette von Farben zu erzeugen.
So sieht die Doppelseite dann im Format eines Pappbilderbuchs aus:
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir einen Einblick in meine kreative Arbeitsweise gegeben und dir gezeigt, wie meine Illustrationen entstehen. Wenn du Fragen oder weitere Themenwünsche hast, zögere bitte nicht, mich zu kontaktieren.
Ich danke herzlich für dein Interesse 🧡
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